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Warum sind die Kanten meiner Gemälde nicht bemalt?

Aktualisiert: 16. Mai 2019

Eine der vielen Fragen, die mir immer wieder gestellt werden, lautet: „Warum sind die Kanten Ihrer Gemälde nicht bemalt?“ Ich habe darauf eine einfache Antwort:

Während ich meine Portraits oder Akte male, kann ich diese Kanten gar nicht sehen.

Aber es stellt sich die Frage, warum die Leute augenscheinlich eine bemalte Kante vermissen. Bei mir landet nicht einmal die Grundierung darauf.

In vergangenen Zeiten wurden Gemälde fast immer gerahmt. Da waren die Kanten also gar nicht zu sehen. Heute hängt man Bilder oft ungerahmt an die Wand. Es gibt immer mehr Menschen, die Bilder malen. Und viele von ihnen denken dabei weniger an Kunst als an Dekoration. Der Handel für Künstlerbedarf bietet hunderte Artikel an, die der Dekoration und Effekthascherei dienen. Sie können 4, ja sogar 7,5 cm starke Keilrahmen kaufen, die extra viel Platz zum Bemalen der seitlichen, oberen (für den Wellensittich) und unteren

(für den Dackel) Kanten bieten. Ich male etwa 30 Gemälde im Jahr, da bekomme ich bereits mit meinen zwei Zentimeter dünnen Keilrahmen Platzprobleme: Die Stapel wachsen jedes Jahr um 60 cm.


Ich habe noch eine andere Vermutung, woher meine Ausstellungsbesucher*innen bemalte Seiten kennen. Für wenig Geld gibt es auch Drucke (von Fotos, von Gemälden) auf Leinwand zu kaufen. Hier werden zunächst die Leinwände mit großzügiger Zugabe bedruckt und anschließend auf Keilrahmen getackert. Dabei wird der Randbereich des Bildes auf die Seiten und auch auf die Rückseite de Rahmens umgeschlagen und ist mithin seitlich sichtbar.


Subjektiv wie ich bin, behaupte ich, dass kaum ein Profi die Seiten seiner Bilder anmalt. Und wenn es doch passiert, steht eine ernsthafte künstlerische Absicht dahinter.


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